Banales

sherry dry

ich mag den stoff

manchmal auch cream

ab und zu
tauche ich
den finger rein
und male
die tischplatte
voll damit

leider lassen sich
diese kunstwerke
nicht sammeln

sie sind einfach
zu spirituell

vernissage

meistens fühle ich mich
der kunst
dann am nächsten

wenn die
letzten besucher
den übriggebliebenen
weinflaschen
auf den grund gehen

das denken
nicht mehr
so gut funktioniert
wie das reden

und zum schluss
jeder rahmen
gesprengt wird

schlecht in form

„die dachziegel müssen runter“
telefoniert Marianne
„ich kann jeden gebrauchen
der zwei hände hat
und bei dem
alle bandscheiben
richtig sitzen –
hast du zeit?“

„jein“, sage ich
und wünsche mir
einen streckverband
an den kleinen finger

pünktlich bin ich zur stelle
sechs stunden
auf dem dach
ziegel runter folie rauf
krampf und muskelzittern

du bist zum philosophen
und sherrysäufer verkommen

wie willst du
all die kriege und katastrophen
überstehen, die noch kommen werden?

-du bist verdammtnochmal
schlecht in form-

anderntags beschließe ich
nichts
dagegen
zu tun

beifall für die lerche

kennt ihr den pfingstvogel?
ich weiß, wo er sein nest hat
ich weiß auch
wo die buntspechte brüten
und wo die
wanderfalken horsten
und wo die störche klappern
und sich die saatkrähen zanken

ich habe der lerche
meinen beifall
ins blaue nachgeschickt
ich bin dem haubentaucher
auf den grund des sees gefolgt
ich kenne die route der graugänse

die dompfaffen
wurden bei mir zum paar
ich habe dem zaunkönig unterschlupf gewährt
die grasmücken finden nahrung in meinen hecken und die drosseln fallen sommers in meinen kirschbaum ein

sie alle singen mir im mai
ihr lied

maienrausch

ich besauf mich heut
am frühlingsmet

so süß und voller düfte

er schäumt und perlt
von blauen himmeln
und aus feuchtem
wiesengrunde
wie der gute geist
aus der flasche schampus
die den korken
nicht halten konnte
weil es einfach
an der zeit war
sie zu leeren

juniabend in Sibratsgfäll

silbern steigt
der vollmond
aus dem
Gottesacker auf

diamantene sterne
perlen ins nachte blau

fledermäuse huschen
über moorige weiden

und die trollblumen
und das knabenkraut
rollen sich
ihre blätter
sanft zum schlaf